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Auf den Drillichrock und den 1928 eingeführten Moleskinrock
sollten die Rangabzeichen ohne Unterlage direkt auf den Ärmel aufgenäht werden.
Dafür wurde eine graue Borte im Muster der Tresse verwendet. Erst 1928
(Vfg.v.5.10.1928) gab man diese umständliche Praxis auf, und führte auch hier
vorgefertigte Dienstgrad-Dreiecke aus Moleskinstoff ein.
Die ursprünglich eingeführten Dienstgradabzeichen waren:
Erst Ende 1927 (Vfg.v.16.12.1927) kam ein weiteres Abzeichen dazu. Dieses zeigte ebenfalls zwei Winkel, allerdings mit einem gestickten Stern dazwischen.
Dieser Winkel für „Stabsgefreite“ war (nach Probe) ganz besonders gefertigt. Der Stern war Metallfaden handgestickt (Baumwollfaden für den Moleskinrock) auf einem extra kleinem Winkel. Dieser Winkel war dann auf den eigentlichen Rangwinkel aufgelegt und wurde durch die Vernähung des inneren, kleinen Tressenwinkels gehalten. Privat beschaffte Stücke waren dagegen oft direkt bestickt. Bei letzteren wurde auch gerne eine bereits zusammengewebte Tresse mit grünem Trennstreifen verwendet.
Die nächste Änderung fand zum 1.10.1934 statt. Ab diesem Datum wurden keine weiteren Beförderungen zum Oberschützen und zum Stabsgefreiten (Vfg.v.24.1.34) mehr vorgenommen. Die bereits beförderten behielten jedoch ihren Dienstgrad bei.
Interessant in diesem Zusammenhang ist hier der Wortlaut der
HV34, Nr.49:
„.. 1. Vom 1.10.34 ab dürfen keine Beförderungen zu
Stabsgefreiten mehr ausgesprochen werden. 2. Bis zu diesem Zeitpunkt darf von
Truppeneinheiten... nach den Bestimmungen der H.Dv.29 … verfahren werden. Bei
allen übrigen Einheiten usw., die Stabsgefreite nur im Wege der Versetzung
erhalten haben, erlöschen die Stabsgefreitenstellen mit dem Ausscheiden der
Inhaber. 3. Versetzungen von Stabsgefreiten gelten als Ausscheiden bei der
abgebenden Dienststelle.“
Da genau in diesem Zeitraum die getarnte Vergrößerung des
Heeres vorangetrieben wurde, und die Teilung von Einheiten, sowie die
Versetzung von Soldaten Tagesgeschäft wurde, kann man davon ausgehen, dass in
dem verbleibenden Zeitraum zwischen Ende Januar 1934 und 1.Oktober 1934 noch
einige Stabsgefreite befördert wurden!
Ab September 1935 wurde dann das vormals feldgraue
Abzeichentuch in allen Bereichen von dem neuen „bläulich dunkelgrünem
Abzeichentuch“ abgelöst (HV35, Nr.505). Die Änderung sah vor, dass noch
vorhandenes Resttuch aufzubrauchen sei, weshalb der Wechsel wohl einige Zeit in
Anspruch genommen haben dürfte.
Mit der gleichen Verfügung wurde die bisher verwendete
Tresse geändert, hin zu der bis 1945 beibehaltenen Form mit den größeren Karos
bzw. Rauten des Heeres.
Ab dem 1.Oktober 1936 wurde das System der
Ärmeldienstgradabzeichen im Heer komplett neu geregelt. Die HV36, Nr.920 gibt
alle Änderungen in einem Überblick, weshalb ich diese komplett zitieren möchte.
HV36, Nr.920. Dienstgradabzeichen für
Mannschaftsdienstgrade.
a) Oberschützen usw.: 1 vierzackigen Stern aus hellem Aluminiumgespinst,
b) Gefreite: 1 nach oben offenen Winkel aus 0,9cm breiter gemusterter, aus hellem Aluminiumgespinst gewebter Tresse (bisherige Probe),
c) Obergefreite und überzählige Obergefreite mit weniger als 6jähriger Gesamtdienstzeit – H.M.1936 Nr.395 und 458 - 2 Winkel,
d) Obergefreite mit mindestens 6jähriger Gesamtdienstzeit: 1 Winkel mit einem vierzackigen Stern im Raum des Winkels,
e)
Stabsgefreite (keine Beförderung mehr): 2 Winkel mit einem vierzackigen Stern
im Raum des oberen Winkels.
Ab April 1940 wurden die Aluminium-Tressen der
Mannschaftsdienstgradabzeichen an der Feldbluse schrittweise durch eine
gemusterte Borte aus feldgrauer Mattkunstseide ersetzt (HM40, Nr.554). Und in
der Folge auch das bläulich dunkelgrüne Abzeichentuch (teilweise) durch
feldgraues Grundtuch ersetzt.
Mit Order vom 25.April 1942 fand die Entwicklung dann ihren Abschluss. In der HV42C Nr.299 wurde die Einführung des „Stabsgefreiten neuer Art“ bekanntgegeben. Es hieß dort u.a. „Mit sofortiger Wirkung wird für die Dauer des Krieges der neue Dienstgrad „Stabsgefreiter n.A.“ eingeführt.“ Als Beschreibung des zu tragenden Abzeichens heißt es weiterhin: „Gestickter Stern in den 2 Obergefreiten-Winkeln. Das Abzeichen entspricht dem des Stabsgefreiten im 100000-Mann-Heer.“
Die beiden Stabsgefreiten alter und neuer Art unterschieden sich also nur im Schriftverkehr, und bei den Besoldungsbestimmungen. Da für den Stabsgefreiten neuer Art keine Planstelle nötig war, und jeder Soldat im Feldheer nach 5 Jahren Gesamtdienstzeit, bzw. beim Ersatzheer nach 6 Jahren zum Stabsgefreiten befördert werden konnte, verschwand mit gleichen Datum der „Obergefreite mit mehr als 6 Dienstjahren“, obwohl dies nicht extra erwähnt wird. Es dürfte nur kurze Zeit gedauert haben, bis auch der letzte dieser „Exoten“ zum Stabsgefreiten befördert worden war. Als Ergänzung sei noch erwähnt, dass die Verfügung vorsah, dass eine Beförderung zum Stabsgefreiten neuer Art -unabhängig von der Gesamtdienstzeit- schon nach 2 Monaten Dienstzeit als Obergefreiter möglich war, „nach Bewährung bei einer Einheit des Feldheeres“.
Als Dienstgradabzeichen wurden also ab Mai 1942 nur noch der „Oberschütze“, „Gefreite“, „Obergefreite“ und „Stabsgefreite“ genutzt, obwohl das Abzeichen des „Obergefreiten mit mindestens 6jähriger Gesamtdienstzeit“ offiziell nicht abgeschafft war.
Als Abschluss möchte ich noch ganz kurz auf die Abzeichen
zur Sonderbekleidung etc. eingehen.
Obige Angaben beziehen sich auf den Rock, Waffenrock, Feldbluse und Mantel, gelten aber sinngemäß auch für den feldgrauen Feldanzug der Sturmgeschützeinheiten.
Auf den Moleskinrock und dem „lohweißen“ oder auch „rohgrauen“ Drillichanzug (sowohl der Reichswehr, wie auch dem neuen, 1933 eingeführten Modell) wurden die oben bereits benannten Abzeichen auf entsprechenden Grundstoffen getragen. Anzumerken ist hier, dass die „Reichswehrborte“ dieser Abzeichen auch in der Wehrmacht erhalten blieb.
Als die Drillichanzüge 1940 allgemein „schilfgrün“ wurden, änderte sich natürlich auch die Farbe des Grundstoffes der Abzeichen. Die Borte hatte sich bereits vorher etwas verändert. Zwar wurde das Grundmuster beibehalten, zur besseren Erkennbarkeit des Dienstgrades liefen aber nun schwarze Randstreifen entlang den Rändern der Borte.
Für die blauen Arbeitsanzüge etc. waren keine entsprechenden Abzeichen vorgesehen. Genau so wenig für Kradmantel, Windbluse oder sonstige Sonderbekleidung.
Für den schwarzen Feldanzug der Panzertruppe waren die Abzeichen aus entsprechend schwarzem Grundstoff. Bleibt noch die Abzeichen zur Tropenuniform zu beschreiben. Hier finden sich wieder einige Besonderheiten. Es gab zwei verschiedene Grundmaterialien. Zum einen das mehr olivgrüne „kordgemusterte“ Tuch, zum anderen den mehr „khakibraunen“ Grundstoff. Offiziell wurden beide als „oliv“ bezeichnet. Als weitere Besonderheit gab es noch Abzeichen auf braunem Wollstoff für den „braunoliven“ Mantel. Für alle Abzeichen zum Tropenanzug gilt, Die Winkel waren aus spezieller Borte aus „braunoliver Mattkunstseide“, und es wurden nur Abzeichen für Oberschützen, Gefreite und Obergefreite gefertigt! Die sonstigen Dienstgradabzeichen (Obergefreiter mit mindestens 6jähriger Gesamtdienstzeit und Stabsgefreiter) mussten durch hinzufügen eines Metallsterns selbst hergestellt werden.
Letzteres war dann auch eine gängige Praxis an allen sonstigen Bekleidungsstücken, wenn keine entsprechenden Abzeichen zur Verfügung standen. Neben den vorschriftsmäßigen Materialien wurde behelfsmäßig alles an Tressen und Borten verwendet, was irgendwie greifbar war. Es lassen sich Stücke mit „Epaulettenhaltertresse“, mit der Tresse zu Schießauszeichnungen oder auch aus der besonders breiten Tresse zum Waffenrock finden. Daneben gibt es noch Exoten aus Beutematerial oder komplett improvisiert.
Als Zukaufteile gab es die ganze Zeit hindurch zusammengewebte Tressen und Borten mit farbigen Randstreifen. Die einzelnen Winkel waren dabei immer mit einem grauen oder grünem Mittelstreifen voneinander getrennt. Ursprünglich wurden diese Stücke auf ein entsprechendes Stoffdreieck aufgenäht. In den letzten Kriegsjahren lassen sich aber, wenn auch sehr selten, auch lose aufgenähte Stücke finden.
Ich hoffe dieser kleine Aufsatz hilft dabei, dass System der deutschen Ärmeldienstgradabzeichen des Heeres zu verstehen. Vielleicht entdeckt der ein oder andere ja sogar ein interessantes Nebensammelgebiet darin.